Eine kleine Schulchronik
Der erste Chronist war der Lehrer Heinrich Müller, der 1894 mit der Aufstellung einer Schulchronik begann. Diese Chronik wird nicht chronologisch, sondern nach "vorgezeichneten Formularen" (Schulchronik mit vorgezeichneten Formularen zu ihrer Führung ... Verlag a. W. Zickfeldt) geführt und ist daher mehr oder weniger bruchstückhaft. Es scheinen nur wenige Quellen vorhanden gewesen zu sein, auf die H. Müller 1894 zurückgreifen konnte. Er schrieb:
"Über die Lehrer, welche vor 1730 hier wirkten, habe ich nichts erfahren können. Wie aus der Aufzeichnung eines späteren Lehrers, Siemen, hervorgeht, haben die hiesigen Einwohner sich für den Winter einen Lehrer als Knecht gemietet. 1730 nahm man einen Lehrer mit Namen Jürgen Bolte für die Dauer seines Lebens. Im Jahr 1769 verstarb derselbe. Nach Bolte waren Lehrer hierselbst: Bullwinkel, Siemen, Gerken. Über die Dauer ihrer Tätigkeit war nichts zu ermitteln...."
Die älteste Überlieferung ist folgender Bericht des genannten Lehrer Siemen: "Die Gemeinde Driftsethe wies dem Schulhalter Bolte aus ihrem Gemeinheits-Gründen Gras und Futter für 2 Kühe und 2 Stück Jungvieh an, wie auch einen kleinen Kohlgarten; leistet daneben das Versprechen, für jedes Kind, so im Rechnen Unterricht erhalten würde, im Winter 1 Thaler und im Sommer 36 Grote = 1/2 Thaler, für jedes andere Kind im Winter 32 Grote und im Sommer 16 Grote an Schulgeld zu bezahlen, so sich jetzt pptr. auf 54 Thaler beläuft. Im Jahre 1769 verstarb der gedachte Schulhalter Bolte ohne Leibeserben und hinterließ der Schule zu Driftsethe ein Legat von 80 Thaler Gold, wovon der jedesmalige Schulhalter die jährlichen Zinsen nach 5% mit 4 Thaler bezieht. Dies ist die einzige Verbesserung, die seit etwa einem Jahrhundert seit der Fundation der Schule vorgekommen."
Demnach sollte man annehmen dürfen, dass die Anfänge der Driftsether Schule auf Anfang bis Mitte des 17. Jahrhunderts zu datieren seien. Der nächste überlieferte Bericht ist der des Lehrers C. D. Heesemann:
"Im April 1837 kam ich nach Driftsethe. Im Jahre 1810 den 7. Januar bin ich zu Aschwarden, Gemeinde Bruch, in der Süder-Osterstader-Marsch geboren von unbemittelten Eltern. Obwohl ich von denselben fleißig zu Schule gehalten wurde, kam ich doch nicht zu den nötigen Kenntnissen, denn mein alter 71 jähriger Lehrer, der nie seinen Strickstrumpf aus den Händen verlor, vermochte nicht mehr zu leisten. Nach meiner Konfirmation 1824 kam ich im Herbste als Gehülfe auf ein Jahr nach dem Organisten in Uthlede. Darauf war ich wieder ein Jahr zu Hause und hatte Unterricht bei dem Küster in Bruch, der auch der Schule in Aschwarden vorstand, weil der alte Lehrer heimgegangen war. Im Herbste 1826 kam ich als Lehrer nach Rechtebe, Gemeinde Wersabe, wo ich 2 1/2 Jahr war und im Sommer abwechselnd Unterricnt bei dem Herrn Pastor von Hanfstengel daselbst hatte. Ostern 1829 kam ich auf ein halbes Jahr nach dem Seminar in Stade. Das ist leider die ganze Zeit meines Seminarbesuchs gewesen. Im Herbste des Jahres kam ich nach Hinnebeck, Gemeinde Bruch, als Lehrer, wo ich 7 1/2 Jahr war."
Der Chronist H. Müller schreibt dann (1894) weiter:
"Vom 1. Oktober 1871 nahm der genannte Heesemann, wegen Schwäche, für eigene Mittel den Schreiber dieser Chronik als Adjunkten an. Bis Oktober 1877 dauerte dieses Verhältnis. Zum 1. Oktober 1877 ernielt der Lehrer Heesemann eine Pension aus der Schulgemeinde von 560 Mark. Im Sommer 1877 erwählte die Gemeinde einstimmig den obigen Adjunkten Heinrich Müller als ihren Lehrer, was Königl. Konsistorium zum 1. Oktober 1877 bestätigte."
Zum Lehrereinkommen berichtet H. Müller noch:
"Das Schulland war dem Lehrer Heesemann mit 127 Mark 50 Pfennig berechnet. ... Jedes Kind gab halbjährlich 5 Pf Eintrittsgeld, außerdem in der Fastenzeit 3 Eier. Eintrittsgeld und die sogenannten Spieleier wurden berechnet mit 9 M. Die Stelle brachte dem Lehrer Heesemann 360 Mark und Ländereien. Späterhin erhöhte man das Einkommen auf 510 M. und zu Anfang der siebenziger Jahre auf 750 M. Ende der achtziger Jahre wurden 100 M. persönliche Zulage von der Gemeinde gewährt. Anfang der neunziger Jahre erhöhete man auf Anregung der Regierung das Einkommen auf 900 Mark."
Die Schule Driftsethe wurde bis 1896 einklassig geführt. "Wegen der großen Schülerzahl (87) sollte 1875 eine zweite Klasse errichtet werden, doch es kam nicht dazu, da im Monate Februar und März 23, meist schulpflichtige Kinder (Diphterie!) starben, Ende der achtziger Jahre wurde noch einmal ein Versuch gemacht, die zweite Klasse einzurichten, jedoch waren mehr Einwohner dagegen als dafür. Oktober. 1896 wurde endlich eine zweite Klasse errichtet und mit Beginn des Wintersemesters ein zweiter Lehrer eingeführt." (H. Müller)
Die Schule blieb zweiklassig bis zuletzt (Schulbetrieb wurde 1975 eingestellt, zentraler Schulstandpunkt Hagen), abgesehen von der Zeit nach
dem letzten Krieg, wo sie zeitweise (höchste Kinderzahl 134!) dreiklassig, jedoch mit zwei Lehrkräften, geführt wurde.
Die Schülerzahlen schwankten gewöhnlich zwischen 70 und 90.
1856 = 90 Kinder. Nach der Epidemie von 1875 absinkend bis auf 62.
1903 = 103 (Höchste Schülerzahl vor den Weltkriegen!)
Letzte Schülerzahl 83 (ohne 9. Schuljahr, war schon in Hagen untergebracht). Niedrigste Schülerzahl
nach Fortzug der Flüchtlinge: 54 (Ende des Schuljahres 54/55)
Schulgebäude
Das erste Schulhaus in Driftsethe wurde 1732 erbaut, brannte am 1. Januar 1742 bereits wieder ab und wurde durch einen Bau ersetzt, der bei dem großen Brand von 1811 zerstört wurde. Das darauf errichtete Haus steht noch heute unmittelbar neben den zwei Klassenräumen, die ab 1896 als Schule dienten. Sein altes Reetdach wurde im Sommer 1965 durch ein Plattendach ersetzt; ebenfalls wurde die Giebelseite völlig erneuert.
1857 wurde die neue Schule durch die Schulgemeinde Driftsethe (damals bestehend aus: Driftsethe, Weißenberge, Rechtenflethermoor und Rechtenflether-Bütermoor) erbaut für 2048 Thaler = 6144 Mark. Es enthielt die Schulstube (8 m x 7,4 m), 2 Stuben, 2 Schlafkammern, eine Speisekammer, Keller, Hausdiele mit Viehraum. Außerdem wurde ein Nebengebäude errichtet, mit Schweinestall und Abort (Toilette für die Schule!). Die Kinder gingen durch den Seiteneingang (Jetzt Wohnungstür) über den Flur des Lehrers in die Schulstube.
1896 Anbau von zwei Klassenräumen (Kosten 7250 Mark). Altes Haus nun (bis heute) nur noch Lehrerhaus.
Auf dem Boden über den Klassen später 2 Räume für einen unverheirateten Lehrer; nach mancherlei Aushilfen, besonders nach dem letzten Krieg, Ausbau einer zweiten Lehrerwohnung unter Einbeziehung der erwähnten beiden Kammern 1959. Außerdem wurde 1959??? vor dem neuen Schulgebäude an der Gibelseite ein Vorbau errichtet, der von da an als neuer Eingangsbereich dient (bis heute). Auch ein Sanitärtrackt wurde 1966??? hier angebaut und fortan mussten die Schüler nicht mehr die Toiletten im Nebengebäude benutzen (Toiletten ohne Wasser und Heizung!).
Heute dient der linke Klassenraum als Kindergarten (letzte Renovierungsmaßnahme 2005 mit Förderung im Zuge des Dorferneuerungprogramms; Kindergarten bekommt u.a. eigenen Toilettenbereich) und der rechte als Jugendraum für die Landjugend und den Spielmannszug.
Besonderheiten:
Der Lehrer Heesemann schenkte dem Dorf 1882 eine Glocke, die bis zum Zeitpunkt der Schulschließung vor dem Schuleingang stand und jetzt wohl ihren letzten Standort bei der Friedhofskapelle gefunden hat. Ein Legat des Hofbesitzers Clüver (1888) von 1500 Mark (abzüglich 120 M. Erbschaftssteuer), dessen Zinsertrag jährlich dem Driftsether Lehrer zu übergeben war, verpflichtete diesen, die Glocke zu läuten. Heute ertönt die Glocke nur noch bei Beerdigungen. (Das Testament bestimmte übrigens, dass dieses Geld dem Lehrer nicht vom Gehalt abgezogen werden dürfte, während in der alten Chronik schon Klage darüber geführt wurde, dass die Gemeinde den Zinsertrag aus dem erwähnten Legat des Jürgen Bolte dem jeweiligen Lehrer in Abzug brachte.)
Über Schulreinigung und Heizung wird berichtet: Bis Herbst 1891 wurde die Reinigung durch die Schulmädchen besorgt, danach mindest-fordernd vergeben. Die Feuerung wurde bis 1890 durch die Eltern geliefert. Jedes Schulkind lieferte für einen Tag Torf. Langte das nicht für den Winter, so ging die Lieferung beim Ersten wieder weiter.
"Der Lehrer legte gutwillig den Torf in den Ofen."
Seit 1890 Torflieferung und Heizung an den Mindestfordernden vergeben, seit 1910 liefert die Gemeinde den Torf, bzw. später die Kohlen.
Lehrer:
1730 Jürgen Bolte auf Lebensdauer angenommen; verstorben 1769
Danach Bullwinkel, Siemen und Gerken
1837 - 1877 C. D. Heesemann (gest. 18.12.1896)
1871 - 1877 Heinrich Müller als Adjunkt (Beigeordneter Gehilfe)
1877 - 1910 Heinrich Müller als Lehrer
1896 Rudolf Beckhusen aus Neuenlande als 2. Lehrer eingeführt
1901 Johann Schnepel aus Aschwarden als 2. Lehrer
1903 Ludwig Gurlit aus Bücken (2. Lehrer; 1.4.1905 nach Hagen)
1905 Hans Heinrich Hubert aus Bederkesa (1907 nach Lehe)
1909 - 1912 Hugo Meyer aus Osnabrück (2. Lehrer)
1910 Detlef Schulz aus Heinbockel, Kreis Stade, (1. Lehrer); 1929 nach Stubben versetzt
1912 Johann Prigge (2. Lehrer), gefallen 1.10.1915 in Rußland
1917 Heinrich Ebbers (2. L.) 1.10.1919 nach Harrendorf
1919 Heinrich Mönter (2. L.) 1925 nach Spaden
1929 Erwin Schumm (1. Lehrer) aus Geestemünde; 1935 nach Geestemünde
1925 Diedrich Meyer (2. L.) 1. Lehrer seit ? bis 1.12.1949
1939 1. Lehrer Fritz Grefke bis 30. Juli 1964 (1939 zur Wehrmacht eingezogen, aus Krieg zurück Juni oder Juli 1945, August 1945: Wiederaufnahme des Schulunterrichts, doch kurz später sechswöchige Unterbrechung, da Fritz Grefke Mitglied der NSDAP (Zahlmeister) war und sich einer "Entnazifizierung" unterziehen musste)
1945 bis 1949 Herr Winkler
1949 bis 1951 Frau Huth
1952 bis 1957 Herr Osterholz
1958 Frau Ulrich
1959 bis 1963 Frau Werner
1960 Frau Schlothan (als "Urlaubsvertretung" für Frau Werner)
1964 Frl. Munck
(als "Praktikantin")
1964 bis 1965 "Opa" Gross
1965 bis Schulschließung 1975 Frau und Herr Haupenthal
Unterricht eingestellt: 1975
Jetzt ist ein ehemaliger Klassenraum zur Kindertagesstätte umgebaut worden. Der andere dient als Jugendraum und wird hauptsächlich von der Landjugendgruppe und dem Spielmannszug genutzt. Die zwei Wohnungen werden bzw. sind vermietet.
etwa zwischen den Kriegen |
2005 |
Quelle: unbekannt; mit eigenen Ergänzungen