Juroren nehmen heute Driftsethe unter die Lupe
Ort beteiligt sich am Bundeswettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" und wird von einer elfköpfigen Kommission bewertet
Driftsethe steht auf dem Prüfstand. Juroren werden das kleine Dorf unter die Lupe nehmen. Denn die Driftsether nehmen am Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft" teil und wollen weit kommen. VON LUISE BÄR (W.K. 07.06.2012)
Driftsethe. Die elfköpfige Bewertungskommission für den Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft" kommt heute nach Driftsethe. Nachdem sich die Gemeinde auf Kreisebene qualifiziert hat, tritt sie jetzt zur Vorauswahl zum Landesentscheid an. Von neun Gemeinden aus dem norddeutschen Raum werden drei weiterkommen
In diesem Wettbewerb geht es nicht nur darum, das die Dörfer ihre Besonderheiten und Stärken präsentieren. Vielmehr liegt der Schwerpunkt in der Zukunftsplanung: Wie soll die künftige Entwicklung aussehen? Wie bleibt das Leben im Dorf attraktiv und liebenswert? Bürgermeister Heiner Schöne sieht dem hohen Besuch gelassen entgegen. Der zehnköpfige Arbeitskreis aus Kommunalpolitikern, Vereinsvertretern und interessierten Bürgern hat sich gut vorbereitet. Im Vorfeld wurden Fragebögen ausgefüllt und der Programmablauf festgelegt. Genau 90 Minuten haben die Gastgeber Zeit, bei einer Rundtour ihr Dorf von der besten Seite zu zeigen.
„Nun haben wir doch einen kleinen Bus gemietet ", schmunzelt Schöne und zählt die Alternativen auf, die im Arbeitskreis diskutiert wurden. Eine Fahrrad- oder Treckertour durchs Dorf und über die Lindenallee zur „Schatzgrube" Weißenberg, wo ein Gebiet für Freizeit und Erholung im Entstehen ist, wäre machbar gewesen. Ebenso eine Kutschfahrt, denn der Reit- und Fahrverein verfüge über Gespanne, die sich auf Fahrturnieren landesweit einen Namen gemacht haben. Bei gemächlicher Fahrt hätte sich die Lage Driftsethes mit seiner abwechslungsreichen Landschaft auf einem Geestrücken an der Kante zur (Moor)Marsch in voller Schönheit erschlossen, hätte aber zu lange gedauert. Mit seiner Erzählung ist Schöne mittendrin in dem, was die Driftsether Dorfgemeinschaft ausmacht: sich treffen, reden, Ideen entwickeln und anpacken, wenn es an die Verwirklichung geht.
Aktives Vereinsleben
„In Driftsethe ist die Welt noch in Ordnung", die geflügelten Worte, die weit über Hagens Grenzen hinaus zitiert werden, scheinen zuzutreffen. „Der Zeitgeist ist nicht an Driftsethe vorbeigegangen", stellt Schöne aber klar. In dem einstigen Bauerndorf, angelegt als Haufendorf, mit dazugehörendem Kleingewerbe und Dienstleistungsangebot, hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg vieles verändert. Was
blieb, sind die vielen Interessengruppen, die sich in Vereinen und Klubs zusammenfanden und finden. Acht Vereine sind in Driftsethe aktiv, der jüngste ist der Rasenmäher-Treckerverein. Die rund 30 aktiven Fahrer veranstalten jährlich ein großes Rennen. Lebensmittelläden, Gastwirtschaften oder Schule sind schon lange geschlossen.
Flüchtlinge und Vertriebene waren es, die die erste Zuzugswelle auslösten. Die Einwohnerzahl stieg von 506 (1939) auf 758 (1946). Bis zum Jahre 2000 sank die Einwohnerzahl kontinuierlich, erst die Ausweisung neuer Baugebiete brachte vor allem junge Familien ins Dorf. Heute zählt Driftsethe rund 740 Menschen. „Die nahe gelegene Autobahn-Anschlussstelle und dennoch ruhige Lage macht Driftsethe als Wohnort attraktiv, die Städte Bremen und Bremerhaven sind gut zu erreichen", weiß Schöne um die strategisch gute Lage. Das drei Kilometer entfernte Hagener Ortszentrum mit Einkaufsmöglichkeiten, Ärzten, Apotheken oder Schulen sei schnell erreichbar, wenn ein Auto zur Verfügung stehe. "Viele dieser Fahrten werden privat organisert", weiß Schöne.
Auch wenn das Anruf-Sammeltaxi den öffentlichen Nahverkehr in der Samtgemeinde Hagen verbessert habe, sei der noch nicht optimal. Schwachpunkt im Dorf sei, dess es keinen Laden für die tägliche Grundversorgung gebe. An einem Konzept zur Verbesserung soll gearbeitet werden.
Zurzeit fahren ein Bäcker, Fischhändler und Schlachter den Ort regelmäßig an.
Auf ein gemeinsames Leitbild konnte sich der Arbeitskreis einigen. Landwirtschaft und Wohnen soll die Zukunftsperspektive sein. Auch wenn die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe von 63 im Jahre 1965 auf jetzt sieben Vollerwerbs- und drei Nebenerwerbsbetriebe geschrumpft ist, sollen Viehzucht und Ackerbau eng mit dem Dorf verbunden bleiben. „Wir haben eine Zukunft, wenn wir den Erhalt und Ausbau der Infrastruktur in den Griff bekommen", fasst Schöne zusammen. Alle Driftsether seien sich einig, sich den Herausforderungen zu stellen und aktiv die Entwicklung in die Hand zu nehmen.